Am vergangenen Donnerstag wurde es im katholischen Gemeindehaus politisch. Die Katholische Gemeinde St. Michael und die Evangelische Regenbogengemeinde hatten die Direktkandidierenden zur Bundestagswahl eingeladen und 46 Menschen waren gekommen, um mit Deborah Düring vom Bündnis 90/Die Grünen, Axel Kaufmann von der CDU, Frank Maiwald von der FDP, Patrick Schenk von der AfD und Armand Zorn von der SPD zu diskutieren.
Durch die über zwei Stunden dauernde Veranstaltung führte fachkundig und kurzweilig die aus Sossenheim stammende Moderatorin Hanna-Lena Neuser, stellvertretende Leiterin der Evangelischen Akademie Frankfurt. Zwei Personen aus dem Stadtteil waren geladen, um einen Eindruck in die Herausforderungen vor Ort zu geben. Zunächst gab der Direktor der Henri-Dunant-Grundschule, Ulrich Grünenwald, ein Statement zur aktuellen Situation seiner Schule ab. Anschaulich berichtete er, welche Vielfalt der Begabungen und Hintergründe die Kinder mitbringen. Mit viel Engagement sei es der Schule ein Anliegen, diese Pluralität wertzuschätzen und fruchtbar zu machen.
Danach berichtete Frau Saida El Asraoui aus dem Alltag des SOS-Familienzentrums in Sossenheim und über die vielschichtigen Probleme, mit denen Familien im Stadtteil zu kämpfen haben. Eindrücklich ging sie auf die geringe Bezahlung von Erzieherinnen, mangelnden bezahlbaren Wohnraum und fehlende Kita-Plätze ein.
Beide Impulsgeber stellten in ihren Berichten fest, dass die Pluralität im Stadtteil eine Bereicherung darstellt. Dass sie aber auch eine große Herausforderung ist, die es zu bewältigen gilt.
Die Moderatorin Hanna-Lena Neuser stellte den Kandidierenden Fragen zu den vorgetragenen Problemen und welche Lösungen die Einzelnen und deren Parteien dazu vorschlagen. Die Aussagen der Politikerinnen und Politiker orientierten sich an den jeweiligen Parteiprogrammen und unterschieden sich entsprechend. Man stimmte aber auch in einigen Punkten überein, so beispielsweise in dem Punkt, dass es wichtig sei, Kindern einen frühzeitigen Erwerb der deutschen Sprache zu ermöglichen, damit eine erfolgreiche Lehrstoffvermittlung gewährleistet werden kann.
Auch darüber, dass dringend Wohnraum zu finanzierbaren Mieten benötigt wird, bestand Einigkeit. Über die Frage, wie dies zu bewerkstelligen sei, waren sich die Diskutierenden uneinig. Allerdings konnten alle zustimmen, dass es für eine gelungene Integration entscheidend sei, eine bessere Verteilung und somit eine Vermischung der Sozialstrukturen zu erreichen. Ein wichtiger Hinweis war auch, dass die Infrastruktur in den Stadtteilen mit der Anzahl der Bewohnerinnen und Bewohner mitausgebaut werden müsste.
Es entstand ein reger Meinungsaustausch zwischen Publikum und Podium. So konnten auch Themen wie die zunehmenden Bürokratisierung, die notwendige Veränderung in der Ausbildung des Erzieherberufes sowie die Einbürgerung von Zugezogenen besprochen werden. Die Kandidierenden der Parteien erklärten abschließend, was sie motiviert hat, für den Bundestag zu kandidieren und in welchen Ausschüssen sie sich in Berlin gerne einbringen möchten.
Am Ende der Podiumsdiskussion kamen alle zu dem Ergebnis, dass es ein interessanter Abend war. Die beiden Gemeinden kündigten an, dass eine Folgeveranstaltung in Planung sei. red