21. August 2020

Doppelt quer gedacht

Sossenheimer Spitzen

von Mathias Schlosser

Denken wir mal quer: In Frankfurt leben zurzeit 763.380 Menschen. 251 von ihnen sind zurzeit offiziell an Covid-19 erkrankt. Selbst wenn man annimmt, dass es zehnmal mehr Kranke gibt, ist das Verhältnis zwischen Corona-Kranken und Gesunden immer noch 1:304. Rein rechnerisch könnte man also mehr als 300 maskenlose Frankfurter treffen, ehe man Gefahr läuft, sich mit Covid-19 anzustecken. Im Auge des Mathematikers scheint die Wirkung der Maskenpflicht zumindest in Sossenheim damit beinahe gegen Null zu tendieren.
Doch es spielt keine Rolle, ob Mund-Nasen-Bedeckungen sinnvoll sind oder nicht. Zum einen wird man das ohnehin erst in einigen Jahren abschließend beurteilen können. Zum zweiten wurde die lästige Pflicht im Frühjahr in einem langwierigen Prozess von frei gewählten demokratischen Gremien beschlossen. Nicht irgendein Geheimbund hat uns die Masken über die Köpfe gestreift, sondern wir alle zusammen über die von uns allen ausgewählten Repräsentanten.
Allein der Respekt vor dieser freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet uns, die zweifellos unbequemen Stoff- und Papierfetzen in den Geschäften, auf dem Wochenmarkt, in Bussen und Bahnen und neuerdings auch in Schulen zu tragen. Mit der Maskenpflicht verhält es sich nicht anders als mit der Gurtpflicht, der Helmpflicht oder der Steuerpflicht: Wir können darüber diskutieren, streiten und auch protestieren, in Frage stellen dürfen wir sie aber nicht.

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