26. Oktober 2016

Arno Weber auf dem „Roten Sofa“

Ein Kämpfer für die Arbeiter und für die Bürger

Marianne und Yilmaz Karahasan haben Antje und Arno Weber in die Mitte genommen. Foto: Krüger

Am vergangenen Dienstag, 25. Oktober, war es wieder so weit. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe  des Frankfurter Bundes für Volksbildung e.V., „Auf dem Roten Sofa – Frankfurterinnen und Frankfurter erinnern sich“, begrüßte der Stv. Vorsitzende des Frankfurter Bundes, Yilmaz Karahasan, einen prominenten Gast: Arno Weber. Im Gespräch mit Yilmaz Karahasan sollte Arno Weber etwas mehr aus seinem bewegten Leben als Betriebsrat und „Gewerkschafter“, aber auch als ein ehrenamtlich engagierter Kommunalpolitiker erzählen, als das, was man in der offiziellen Biografie nachlesen kann.

Yilmaz Karahasan stellte seinen Gast als einen „Kämpfer für die Arbeiter und für die Bürger“ vor. Arno Weber bedankte sich für den freundlichen Empfang und sagte mit einem Zwinkern in den Augen, „schön, dass sie gesagt haben, ‚so alt ist er nicht‘, ich hoffe meine Frau hat gut zugehört“. Die Gäste quittierten dies mit einem spontanen Lachen und Applaus.

Seine Vorfahren haben in Frankfurt gelebt, berichtet der 1940 in Bad Orb geborene Arno Weber. „Meine Mutter war das 13. Kind der Familie“. Als Erinnerung aus seinen ersten fünf Lebensjahren ist ihm geblieben, dass er, als er mal zu Besuch bei den Großeltern in Frankfurt war, einen Bombenangriff im Luftschutzkeller erlebte und sah, wie es danach rund um die Rat-Beil-Straße aussah. In Bad Orb wuchs er auf und besuchte die Volks- und Mittelschule. Er erinnert sich gut daran, wie es war, als er 1957 nach Frankfurt kam und zuerst im Kolpinghaus unterkam. Hier lernte er 1958 auch seine Frau Antje kennen. Es war auf einem Faschingsball und es war Damenwahl, „wer weiß was gewesen wäre, wenn sie mich nicht zum Tanz aufgefordert hätte“. Bis zur Heirat haben sie sich acht Jahre Zeit gelassen. In der Fassenacht hatte er einige Auftritte in der „Bütt“, das habe ihm immer besonderen Spaß gemacht.

Eigentlich wollte Arno Weber Koch werden, „ich koche heute noch gerne“, seine Frau nickte, aber aufgrund gewisser Widerstände machte er ab 1957 eine Chemielaborantenlehre bei der Hoechst AG. Nach der Ausbildung ging er in die Faserforschung, „Trevira war ein Produkt, das ich mit entwickelt habe“. Aber es kam alles anders. Er wurde zum Vertrauensmann und 1978 auch in den Betriebsrat gewählt und war recht schnell freigestelltes Betriebsratsmitglied. Wichtig war ihm hier die Betreuung und Integration von Auszubildenden, insbesondere auch dann, wenn sie aufgrund ihrer persönlichen Situation eigentlich keine Chance auf einen Ausbildungsplatz hatten. 1994 wurde Arno Weber zum Betriebsratsvorsitzenden der Hoechst AG gewählt, „gerade zu der Zeit, als Jürgen Dormann in die Verantwortung kam“. Er wurde Gesamtbetriebsratsvorsitzender, Konzernbetriebsratsvorsitzender und Vorsitzender des europäischen Betriebsrats. Von 1999 war er Betriebsratsvorsitzender der Aventis Pharma Deutschland GmbH, Werk Höchst, bis März 2002. Als Mitglied der IG Bergbau, Chemie, Energie wurde er in den Vorstand gewählt.

Arno Weber erzählte über Auseinandersetzungen und die Zusammenarbeit mit Werks- und Konzernleitung sowohl, als auch innerhalb des Betriebsrates und unter den Betriebsräten. Die Zerschlagung der Hoechst AG sei ja noch in Erinnerung. Und es war ihm als ehemaligem Mitarbeiter in der Faserforschung ein Anliegen zu sagen, „wenn man die Forschung stärken will, muss man Personal zubauen und nicht Personal abbauen“.

Arno Weber war als Ehrenamtlicher Richter am Landesarbeitsgericht Frankfurt am Main tätig und ist bereits seit 1966 Mitglied der SPD. Er war von 1972 bis 1991 Mitglied im Ortsbeirat 6 und ist seit 1991 Stadtverordneter. Er erzählte über sein Wirken in der SPD, im Ortsbeirat und als Stadtverordneter. Er schilderte viele kleinere Begebenheiten, bis hin zur AWO und auch hier sein soziales Engagement. Die Stadt Frankfurt hat ihn im vergangenen September mit der Ehrenplakette ausgezeichnet. Arno Weber ist ein besonderes Erlebnis bei einem Urlaubsaufenthalt in Norwegen in Erinnerung geblieben, als er einen großen Fisch an der Angel hatte und ihn trotz ausgesprochener Warnung, „da hat sich die Angelschnur verfangen“, ins Boot zog. Ein interessanter Vortrag bzw. ein interessantes Interview, das Arno Weber mit den Worten schloss: „Ein Hoechster und Sozialdemokrat bleib ich immer“. Es gab herzlichen Applaus und Yilmaz Karahasan bedankte sich mit einem kleinen Präsent bei seinem Gast auf dem „Roten Sofa“.

Am 5. November, 16.00 Uhr, veranstaltet die AWO im Stadtteilzentrum, Dunantring 8, ihr 18. Weinfest. Alle Sossenheimer und -innen sind herzlich eingeladen. mk

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