Die Sossenheimer AWO und der Frankfurter Bund für Volksbildung e.V. hatten am vergangenen Freitag alle Freunde der Frankfurter Mundart zu einem „Stoltze-Abend“ von und mit Mario Gesiarz ins Stadtteilzentrum der AWO, Dunantring 8, eingeladen. Unter dem Motto, „200 Jahre Kritischer Geist in Frankfurt“, erzählte Mario Gesiarz die schönsten Geschichten und Anekdoten von und über den Frankfurter Denker, Dichter und Demokraten (1816 -1891).
Nach der Begrüßung durch und weil „Hausherr“ Yilmaz Karahasan von der AWO-Sossenheim keinen „Urfrankfurter Hinnergrund“ hat, zitierte er zunächst auch die Sprachverwandtschaft von „Türkisch und Frankforderisch“. Ein Beispiel, „Achmet“ und „gehste aach mit“. Mario Gesiarz war also bestens vorbereitet und bekam sogleich herzlichen Applaus. Überhaupt gab es an diesem Abend viel zu lachen.
Besonders liegen Mario Gesiarz die zahlreichen Gedichte von Friedrich Stoltze am Herzen, wovon er einige gekonnt und mit Leidenschaft und mit viel Hintergrundwissen vortrug: „Stoltze muss es faustdick hinter den Ohren gehabt haben, der ließ nix anbrennen, wie man seinen Gedichten entnehmen kann“. Er habe viele Gedichte, die er oft auch im Auftrag verfasste und viele Liebesgedichte hinterlassen.
Frankfurt war zu dieser Zeit evangelisch geprägt. Weil seine Ehe mit einer Katholikin hier und da auch Kritik vertragen musste, habe Stoltze ein Gedicht mit dem vielsagenden Titel, „Mischehe“ geschrieben. Zusammen hatten sie 11 Kinder. Ob bei seinen Auftritten in der Fassenacht oder als politischer Satiriker, war es sein Anliegen Unrecht anzuprangern. Und bei dem „Klagelied einer Bank“ von 1877, „sehen sie, dass heute vieles nicht anders ist“. Mit einem Trinkspruch von 1854, „Mer habbe Dorscht“, endete der zweistündige Stoltze-Abend, aber nicht ohne kritisch zu bemerken, dass sich der „Hessische Rundfunk“ noch nicht mit „Stoltze“ beschäftigt habe. „Des iss e Schand!“
Am 14. Oktober, 18.00 Uhr, findet eine Vernissage mit Malschülern von Peter Kullmann statt. Und am 21. Oktober, 18.00 Uhr, kommt Liedermacher Rainer Weisbecker zu einer „Blusikalischen Lesung“ ins Stadtteilzentrum. Der Eintritt ist frei. mk