Comedy kann ein mühsames Geschäft sein. Für eine Minute bei Hitradio FFH muss sich „Dummfrager“ Boris Meinzer in der Regel zwei bis drei Stunden in eine Fußgängerzone stellen, bis er die die erforderlichen absurden Antworten auf seine Fragen aufgenommen hat. Das Beste aus 20 Jahren „Dummfrager“ präsentiert er am Samstag, 6. September, ab 20 Uhr bei einer Veranstaltung des Kultur- und Förderkreises (Kufö) in der evangelischen Kirche in Sossenheim.
Eigentlich sollte der Comedy-Abend im benachbarten großen Saal des Volkshauses stattfinden. Doch Franz Kissel und der Kufö-Vorstand sind von der Location „Kirchwerk“ – wie die Kirche in der Siegener Straße jetzt auch heißt – so begeistert, dass sie den Auftritt von Boris Meinzer kurzfristig auf die andere Straßenseite verlegten. Wie berichtet hat die Kirche der Regenbogengemeinde Anfang des Jahres eine Bar, Tische und eine Musikanlage bekommen und wird seither genauso oft für profane Kulturveranstaltungen wie für Gottesdienste genutzt.
Bei einem Pressegespräch am gestrigen Donnerstag war Boris Meinzer von seinem exotischen Auftrittsort ebenfalls angetan. In einer Kirche sei er noch nie aufgetreten. „Ich werde die Kanzel auf jeden Fall nutzen“, kündigte er an. Der Abend am 6. September verspricht auf jeden Fall lustig zu werden. Peinliche Momente muss niemand fürchten, denn Boris Meinzer verspricht, den Leuten während des Programms keine dummen Fragen zu stellen. Dafür will er die besten Bonmots aus 20 Jahren „Dummfrager“ präsentieren und den Zuhörerinnen und Zuhörern mit viel Humor berichten, wie es zu den teilweise völlig irrsinnigen Antworten gekommen ist. Karten zum Preis von 20 Euro gibt es hier und hier im Internet oder telefonisch unter der Telefonnummer 0172/6947017.
Das Prinzip der „Dummfrager“-Beiträge ist seit 2005 das gleiche. Boris Meinzer tarnt sich als ganz normaler Radio-Journalist und befragt Passanten zu ganz alltäglichen Themen. Nach zwei bis drei „Aufwärmfragen“ wird es dann absurd. Da fragt der durch und durch serös wirkende Mann vom Radio plötzlich beim Thema Insekten, ob man sich denn auch vor Wäschespinnen im Garten fürchtet. Und manche geben dann in einer Mischung aus Aufregung, Überrumplung und Halbwissen jene legendären Antworten, die den FFH-Dummfrager zum Kult haben werden lassen. 20 Jahre lang halten sich jedenfalls nur ganz wenige Comedy-Formate im Radio.

Die Kanzel will Boris Meinzer am 6. September auf jeden Fall nutzen. Foto: Schlosser
Das feiert Boris Meinzer nun mit einem Bühnenprogramm, das er am 6. September auch in Sossenheim präsentiert. Die besten Antworten hat er mittlerweile auch in einem kleinen Büchlein mit dem Titel „Da steht ein Herd auf´m Flur“ zusammengefasst, das einen fast noch fassungsloser macht als die wöchentlichen Radiobeiträge des „Dummfragers“. Auf die Frage, was die Wechseljahre sind, antwortete einmal ein Passant, das seien die Jahre, „die immer einen Tag mehr haben mit dem 29. Februar“. Ein anderer wusste zu berichten, dass ein Pastor wohl Pasta macht und die Nationalhymne begann für einen weiteren Befragten mit den Worten „Einigkeit und Recht auf Freizeit“.
Solche Perlen der Komik zu heben, ist harte Arbeit. 20.000 Interviews hat Boris Meinzer nach eigener Schätzung seit 2005 geführt. 95 Prozent der Befragten gehen ihm nicht auf den Leim, mit dem kleinen Rest füllt er seine Comedy-Serie und sein Programm.
Entstanden ist das alles eher zufällig. Nachdem die Pisa-Studie vor 20 Jahren teils erschreckende Ergebnisse geliefert hatte, wollte Hitradio FFH auf lustige Weise nachschauen, ob die Hessen wirklich so dumm sind. Der Beitrag wurde sensationell und der „Dummfrager“ war geboren. Geschummelt hat Boris Meinzer dabei noch nie. „Alle Antworten sind wirklich echt“, beteuert er und schiebt nach, dass das manchmal kaum zu glauben ist. So wie der Mann, den Boris Meinzer fragte: „Welcher Fluss fließt denn durch Köln – Rhein oder Raus?. Die verblüffende Antwort lautete: „Ich entscheide mich für die Mitte, die Oder.“ MS