Jubel und Applaus im Volkshaus waren am vergangenen Samstagabend weit zu hören. Vor vollbesetzten Reihen wurden Lobes- und Dankesworte gesprochen, oft von lautstarkem Beifallsrufen übertönt: Der Sossenheimer Jugendtreff „Kosmos“ blickte auf sein 30-jähriges Bestehen zurück.
Bei allen Reden dieses Abends schwang unüberhörbarer Stolz mit, und das zu Recht: Die Mitarbeiter der ersten Stunde hätten sich diese Erfolgsstory kaum träumen lassen. Als sie 1995 den Jugendtreff am Sossenheimer Bahnhof eröffneten, gaben kritische Stimmen der Einrichtung nicht mehr als ein halbes Jahr. Daraus sind nun drei Jahrzehnte geworden, und der Blick in die Zukunft stimmte alle Beteiligten fröhlich. Die Mitarbeiterinnen der Zukunft heißen Celeste und Shaylah. Diese beiden jungen Damen befinden sich noch in der Ausbildung und haben gute Chancen, später einmal in die Fußstapfen von Einrichtungsleiter Mikel White und dessen Vorgänger Hüseyin Ayvaz zu treten.
Bei so viel positivem Rückenwind blickte man natürlich auch gerne zurück auf das Geleistete. Eloquent und charismatisch trat Mikel White, der im Alter von 14 Jahren selbst als „schwerer Junge“ zum Kosmos kam, heute auf. Zunächst, so gab er unumwunden zu, ging es ihm darum, Ärger zu machen und „die Fronten im Stadtteil zu klären“. Die wenigen, aber unumstößlichen Regeln des Jugendtreffs und nicht zuletzt des damaligen Leiters mit Migrationsgeschichte, Hüseyin Ayvaz, nahmen dem streitbaren Jungen den Wind aus den Segeln und brachten schließlich Eigenschaften zutage, an die Mikel White selbst nicht geglaubt hatte: „Ich stellte fest, dass der ideale Sozialarbeiter in ihm steckt“, schmunzelte Hüseyin Ayvaz rückblickend.

Der ehemalige Leiter des Kosmos, Hüseyin Ayvaz, erinnerte sich bei der Feier an die Anfänge des Sossenheimer Jugendtreffs. Foto: Mingram
Auch unter Mikels Whites Regie fiel das Einhalten der Regeln wie „Keine Gewalt, kein Sexismus oder Rassismus, keine Drohungen, Respekt für alle“ den Jugendlichen nicht schwer, denn sie selbst erfahren die gleiche Achtung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Die Jugendlichen zuerst“ lautet auch seit jeher das erklärte Motto von Hüseyin Ayvaz, das sich als roter Faden durch die Jugendarbeit des Kosmos zieht. Die Jugendlichen seien es gewesen, so der ehemalige Pädagogik- und Politikstudent, die ihn letztlich zum Sozialarbeiter ausgebildet hätten. Das empfindet der ausgebildete Bürokaufmann Mikel White ebenso. Nach einem entsprechenden Fernstudium, habe ihm die Arbeit mit den Jugendlichen erst den „letzten Schliff“ gegeben.
Weil die engagierten Sozialarbeiter des Kosmos niemals jemanden aufgeben und stets das Beste aus ihren Schützlingen hervorholen wollen, blicken die „Kosmonauten“ auch weit über ihren Tellerrand hinaus und scheuten auch vor Hilfseinsätzen nach einem Erdbeben in der Türkei in den Jahren 2000 und 2023 nicht zurück. Das Selbstvertrauen dafür schöpfen sie nicht zuletzt aus der Atmosphäre ihres Jugendtreffs, die immer wieder mit dem Satz beschrieben wird: „Kosmos ist wie ein zweites Zuhause“. mi