„Dies wird ein Marathonlauf und kein 100 Meter Rennen“. Dies waren die Worte eines engagierten Bürgers der ersten Stunden der Bürgerinitiative Regionaltangente West (RTW) – Sossenheim.
Und er sollte recht behalten. Als sich am 20. Oktober 1999 Bürgerinnen und Bürger zusammenfanden, um gegen die Streckenführung der geplanten Regionaltangente West (RTW) und der Zerstörung des Landschaftsschutzgebietes Sulzbachwiesen zu demonstrieren, konnte sicherlich kaum jemand erahnen, wie viel Zeit und Geduld für die anvisierten Ziele aufgebracht werden muss. Umso mehr freut sich die Bürgerinitiative, dass die Bereitschaft, sich für eine Ortsthematik zu engagieren und zu kämpfen, von außerordentlichem Erfolg geprägt wurde.
Die RTW ist eine in Bau befindliche Regionalstadtbahn-Linie im Schnellbahnnetz des Rhein-Main-Gebietes. Die RTW soll tangentiale Verbindungen zwischen den bestehenden S-Bahn-Linien und Regionalbahnlinien der Region schaffen. Sie wird als Zweisystem-Stadtbahn Bad Homburg, das Nordwestzentrum Frankfurt und das Gewerbegebiet Praunheim sowie Bad Soden über Eschborn, Sossenheim, Höchst und den Flughafen Frankfurt mit Neu-Isenburg und Dreieich-Buchschlag verbinden. Es sind zwei Linien im 30-Minuten-Takt vorgesehen, die sich im gemeinsam befahrenen Abschnitt zu einem 15-Minuten-Takt überlagern.
Innerhalb des 52 Kilometer langen Streckenverlaufs, der in fünf Planfeststellungsabschnitte unterteilt wurde, war vor 25 Jahren die Planungsidee, einen Teil dieses Streckenverlaufs aus Frankfurt Höchst kommend über den Sossenheimer Bahnhof und vor der A66 abzweigend quer durch das Landschaftsschutzgebiet Sulzbachwiesen im Norden von Sossenheim zu führen, um auf Höhe eines damals geplanten Haltepunktes Michaelstraße über ein aufwendiges Brückenbauwerk die A66 zu überfahren, um so zum nächsten geplanten Haltepunkt in Eschborn zu gelangen.
Bereits einige Jahre nach Gründung der Bürgerinitiative konnte den verantwortlichen RTW-Planern sowie der Politik auf allen Ebenen gleich mehrere Alternativstrecken vorgestellt werden, um die Sossenheimer Sulzbachwiesen vor einer Zerstörung zu bewahren.
Die damals vorgeschlagenen Alternativen der Bürgerinitiative wurden von Planung und Politik größtenteils übernommen und sind heute im Planabschnitt Mitte Bestandteil der RTW Streckenführung. Das Landschaftsschutzgebiet Sulzbachwiesen war damit gerettet.
Ausschlaggebend war unter anderem die sehr intensive Arbeit und regelmäßige Präsenz bei Planern und politischen Gremien, sowie eine aussagekräftige und verständliche Biotoptypenkartierung für das Landschaftsschutzgebiet Sulzbachwiesen. zu erhalten. Auf Anregung der Bürgerinitiative hatte das Umweltamt der Stadt Frankfurt 2004 eine Präzisionskartierung der Sulzbachwiesen durch das Senckenberg Institut vorgesehen. Die Arbeitsgruppe Biotopkartierung des Forschungsinstitutes Senckenberg hat daraufhin in den Vegetationsperioden 2004 sowie im Frühjahr 2005 eine Erhebung zum Pflanzen- und Tierarteninventar des etwa 17,5 Hektar großen Untersuchungsgebietes durchgeführt.
Das eindeutige Fazit des nunmehr seit Juni 2005 vorliegenden Gutachtens des Senckenberg Institut: „Eine Seltenheit im Frankfurter Stadtgebiet.“
Die Bürgerinitiative Regionaltangente West – Sossenheim wird sich auch in den kommenden Jahren aktiv für den Erhalt des Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet Sulzbachwiesen sowie für einen ausreichenden Lärmschutz einsetzen. red