Am Samstag war es soweit: Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke wurden vom Netz genommen und Deutschland wurde zum einzigen großen Industrieland, das vollständig auf Kernenergie verzichtet. Vor dem Hintergrund der ungelösten Sicherheits- und Endlagerfragen war das ein herausragender und mutiger Schritt. Ob allerdings der Zeitpunkt der richtige war, muss sich erst noch zeigen. Denn der Hunger nach Strom wird durch Elektro-Autos und Wärmepumpen immer größer und gleichzeitig ist das billige russische Gas zur Sättigung nicht mehr verfügbar.
Das könnte in der Übergangszeit an manchen Tagen schwierig werden, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass in Sossenheim und anderswo im nächsten Winter zeitweilig die Lichter ausgehen werden.
Fakt ist nämlich, dass das Wohl der deutschen Wirtschaft und der deutschen Haushalte nicht an den drei Atomkraftwerken hängt, die am Wochenende abgeschaltet worden sind. Sie lieferten am Ende gerade einmal vier Prozent des in Deutschland benötigten Stroms. Es wird also nicht besonders lange dauern, bis neue Windräder und Solar-Anlagen die Atommeiler ersetzt haben werden.
Das muss auch schnell passieren, denn weiter Strom aus Kohle und Gas zu erzeugen, ist keine Option. Ein konsequenter Ausbau der erneuerbaren Energien gehört zwingend zum Atomausstieg dazu.
Mathias Schlosser