Zum Thema „Halloween“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Stefanie Fay. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@sossenheimer-wochenblatt.de.Warum ich Halloween kritisch begegne: Ein Brauch aus den USA hat Fuß gefasst in Deutschland. Ich mag die orange-leuchtenden Kürbisse, besonders wenn sie mit einer Kerze beleuchtet sind. Ich mag auch alle Kürbisspeisen. Mir gefällt die Farbe. Orange passt zum Herbst, und bringt gleichzeitig gute Laune. Die Verkleidungen als Skelette, Vampire oder sonstige Gruselmonster mag ich weniger. Für Kinder ist es allerdings lustig, auch im Herbst ein bisschen Karneval zu feiern.
Am allerwenigsten mag ich das an Halloween zelebrierte von Haus-zu-Haus gehen. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn wir unsere Nachbarn oder auch Fremde spontan besuchen und mit ihnen ein Schwätzchen halten. Doch wird es hier zu einer reinen Süßigkeiten-Bettel-Aktion umgestaltet.
Ich habe den Halloween-Brauch vor circa 30 Jahren in den USA kennengelernt. „Trick or Treat“ war für mich damals neu. Und das Highlight war immer der „Trick“, also der Streich, den wir jemanden gespielt haben. Wir wollten gar nicht unbedingt Süßigkeiten. Wir wollten viel lieber jemanden erschrecken, uns hinter der Mülltonne verstecken oder das Auto in Klopapier einwickeln.
Heute bekommen die Kinder kaum einen Spruch über die Lippen. „Süßes oder Saures“ wird maximal einmal gemurmelt und dann beim zweiten Haus vergessen. Die Haustüren öffnen sich auch so und die Süßigkeiten stapeln sich massenweise in den Sammelbeuteln der kleinen Gespenster, Hexen und Zauberer.
Die Menge an Süßigkeiten, die sowohl im Kindergarten, Schule oder am 31. Oktober abends erbeutet werden, wird in unserem Haushalt gezählt und sortiert. Massenweise Zucker!
Nun will ich ja auch kein Spielverderber sein. Doch die Süßigkeiten werden bei uns rationiert, so dass nicht alles auf einmal gegessen wird.
Erinnern wir uns denn nicht mehr an die vielen Übergewichtigen, die es schon vor vielen Jahrzehnten in den USA gab, und deren Anblick bei uns Staunen auslöste?
Heute ist in Deutschland schon jedes fünfte Kind übergewichtig. In manchen Milieus mehr, in manchen weniger. Haben wir nicht begriffen, dass Zucker krank macht und Grundlage vieler Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes ist?
Halloween ist aus den USA zu uns übergeschwappt. Wie viele andere Dinge auch. Müssen wir alles aus den USA eins zu eins übernehmen? Nein. Ich denke, wir sollten lernen das Gute zu nutzen und das Schlechte wegzulassen.
Denken wir doch statt an Halloween wieder an das Erntedankfest. Das findet auch im Herbst statt. Und es fokussiert sich auf gute Ernährung. Früher freuten sich Kinder im Nikolausstiefel über Äpfel, Mandarinen und Nüsse. Die waren damals etwas Besonderes.
Nutzen wir also besser unser heutiges Wissen statt uns der konsumorientierten Halloweenrituale widerstandslos hinzugeben.
Ermutigen wir die Kinder wieder Streiche zu spielen. Und belohnen wir mit selbstgebackenen Keksen oder kleinen Obstportionen.
Stefanie Fay,
Sossenheim