27. September 2022

Lacheffekt garantiert

Sossenheimer Bücherwurm präsentierte eine Lesung der besonderen Art

Unübertroffen in lebhafter Mimik und hintergründigem Humor, las Jörg Becker Geschichten „der anderen“. Foto: Mingram

Eines kann man von Lesungen, zu denen der Bücherei-Förderverein „Sossenheimer Bücherwurm“ regelmäßig einlädt, ganz bestimmt nicht sagen: „Kennst du eine, kennst du alle“. So gab es am vergangenen Freitagabend wieder eine Überraschung in der Sossenheimer Stadtteilbibliothek.

Vor allem diejenigen, die Jörg Becker noch nicht kannten, staunten wieder einmal über den Ideenreichtum, den die Bücherwürmer bei der Auswahl ihrer Gastleser beweisen. Jörg Becker sagt es gleich vorweg: Er ist nicht der Autor der Geschichten, die er vorträgt. Komische Geschichten seien genug geschrieben worden. Bei vielen von ihnen genügt einfaches Lesen oder Vorlesen einfach nicht. Vorgetragen von Jörg Becker erhalten sie Leben, und das springt sofort auf das Publikum über.
Selbst aus Rödermark stammend, gibt er mimik- und gestenreich die Beschreibungen von Menschen anderer markanter Gegenden wieder. In seiner Lesung „Das Lesen der Anderen“ kommen vor allem Texte von Horst Evers oder Harald Martenstein zu Gehör – oder eher zur Aufführung. Für die Geschichten, die Becker als komisch genug für seine Aufführungen erachtet, sind diese sozusagen die Krönung. Wenn Jörg Becker mit seiner skurrilen Tischlampe im Schlepptau erscheint, ist eine vergnügliche Veranstaltung – mit vollem Körpereinsatz, wie er verspricht – vorprogrammiert.
In einem Satz gesagt: Jörg Becker ist ständig in Bewegung, bringt das Zwerchfell in Bewegung und die Fotografen zur Verzweiflung. Klar ist: Diese Veranstaltung hat nach der langen Corona-Pause den kulturinteressierten Menschen gefehlt. Jörg Becker hat jedoch beobachtet: „Ein Ed-Sheeran-Konzert füllt mittlerweile wieder Fußballstadien, zu einer Kunstveranstaltung kommt höchstens ein Dutzend Leute.“ Daher – und diesmal wurde er richtig ernst – appellierte er, auch die „kleinen“ Künstler nicht zu vergessen, die mit dem Überleben kämpfen. Und unter den „Kleinen“ findet sich nicht selten ein Großer, der die Welt ein wenig zum Leuchten bringt. mi

 

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