Einer der Garanten für ein volles Haus ist an vielen literarisch interessanten Veranstaltungsorten Mario Gesiarz. Passend zum Tag des Vorlesens, der obendrein auf den 165. Geburtstag der politisch-satirischen Zeitschrift „Frankfurter Latern“ fiel, hatte der Sossenheimer Bücherwurm vor Kurzem zu einem Abend mit dem beliebten Frankfurter Mundart-Rezitator geladen.
Mario Gesiarz ist vor allem im Frankfurter Westen kein Unbekannter. Als Initiator des Frankfurter Mundart-Rezitations-Theaters „Rezibabbel“ bringt er seit mehr als zwei Jahrzehnten, den Frankfurtern wie den „Eigeplackte“, vor allem die Werke des Mundartdichters und Satirikers Friedrich Stoltze (1816-1891) nahe. Die humorigen Stoltze-Gedichte sorgen schon aus Tradition immer wieder für Stimmung. Die Besucherinnen und Besucher des Sossenheimer Bücherwurms waren sich auch diesmal wieder einig, dass kaum jemand so treffend wie Mario Gesiarz die Werke Stoltzes vorzutragen weiß. Wenn er den zeitgenössischen Zylinder aufsetzt, nimmt er sein Publikum rasch mit ins Frankfurt des 19. Jahrhunderts, was nicht selten selbst die Gäste zum Schmunzeln bringt, die des Frankfodderischen nicht mächtig sind.
Eine weitere Facette Stoltzes stellte Gesiarz an diesem Abend vor. Mit seinem Freund, dem Zeichner und Karikaturisten Ernst Schalck gründete Stoltze 1860 eine Zeitung namens Frankfurter Latern, als deren Vorbild der „Berliner Kladderadatsch) diente. Die Herausgeber füllten das neue vierseitige Blatt mit eigenen Texten und Zeichnungen. Zeitweise war sogar Wilhelm Busch mit von der Partie. Die Auflagen stiegen in den kommenden Jahren rasant. Politisch-satirisch ging es dabei zu, was den hohen Herren der Regierung nicht immer schmeckte. Vor allem Reichskanzler Otto von Bismarck war Zielscheibe von Stoltzes bissig-launigen Texten. Diversen Strafverfolgungen entzog sich der wortgewandte Zeitungsschreiber jedoch immer wieder.
Büchereileiterin Elsa Namy hat sich ganz offensichtlich längst am Eifer des Bücherei-Fördervereins Sossenheimer Bücherwurm angesteckt. Für das kommende Jahr warten daher auch wieder viele neue Ideen auf Verwirklichung, denn eins ist klar: Die Leselust muss früh geweckt werden. mi