Weniger Akrobatik, mehr Humor. So könnte man den Varieté-Herbst im Neuen Theater in Höchst in vier Wörtern beschreiben, der am vergangenen Mittwoch Premiere gefeiert hat. Doch mit vier Wörter lässt sich das mehr als zweistündige Programm wirklich nicht wiedergeben.
Allein die Moderation von „Rosemie“ alias Rosemarie Warth ist etwas ganz Besonderes. Als ältere, schwäbische Dame steht sie mit biederem Kleid, dicker Brille und wabbelnden Oberarmen im krassen Gegensatz zum Show-Glitzer, den die Artistinnen und Artisten des Abends versprühen. Dabei wird aber schnell klar, dass die Behäbigkeit der leibhaften „schwäbischen Hausfrau“ nur Fassade ist und dahinter ein Multitalent steckt, das die gesamte Klaviatur der Stand-Up-Comedy genauso beherrscht wie Tanz, Gesang und sogar Alphorn und Tuba. Zu Recht bekommt „Rosemie“ deutlich mehr Raum als es für Moderatorinnen und Moderatoren beim Varieté-Herbst im Neuen Theater sonst üblich ist. Denn sie ist mehr als nur eine Ansagerin zwischen den verschiedenen Nummern. Sie ist selbst wichtiger Teil des Programms und macht auch das Publikum dazu. Bei der Premiere machte sie Zuschauer Hakan zum etwas unfreiwilligen Star des Abends und auch der SPD-Stadtverordnete Roger Podstatny hatte einen schrägen Kurzauftritt – allerdings nicht auf Grund seiner Position, sondern weil er zufällig in der ersten Reihe saß und von Rosemie ausgewählt wurde.

Antje Pode jonglierte mit einer Schaufensterpuppe. Foto: Schlosser
Die Künstlerinnen und Künstler, die zwischen den Auftritten der alternden Schwäbin ihr Können zeigen, arbeiten auch dieses Mal wieder auf höchstem Niveau. Das fängt an mit Antje Pode, die gleich mehrere Koffer und eine Schaufensterpuppe so gekonnt mit den Füßen jongliert, dass man glaubt, sie seien irgendwie an der Künstlerin festgeklebt. Für Staunen sorgte bei der Premiere auch Marina Skulditskaya, die Handstandakrobatik mit tollen Show-Effekten zeigte. Körperbeherrschung der besonderen Art zeigten darüber hinaus Yulia Rasshivkina mit unzähligen Hoola-Hoop-Reifen und Anna Abrams, die sich gleich mehrfach halsbrecherisch vom Vertikalseil stürzte. Lustiger, aber nicht minder virtuos, waren die Darbietungen von Ilja Smyslov und David Burlet. Letzterer jonglierte gleichermaßen gekonnt wie chaotisch mit Porzellantellern, während Ilja Smyslov seine gelben Bälle geradezu magisch tanzen ließ.
Echte Magie zeigte der aus Spanien stammende Charlie Mag, bei dem sich jeden Abend die Zuschauerinnen und Zuschauer fragen, wie der Trick mit den fliegenden LED-Stäben wohl funktioniert, die schwerelos und in atemraubend hohem Tempo .um ihn herumkreisen.

Yulia Rasshivkina lässt die Hoola-Hoop-Reifen kreisen. Foto: Schlosser
Bis Ende November stehen insgesamt 37 Vorstellungen auf dem Programm des Neuen Theaters. Die Abendvorstellungen finden Dienstag bis Sonntag statt, Mittwoch und am Wochenende sind zusätzlich Nachmittagsvorstellungen angesetzt. Für die Familienvorstellungen am Nachmittag werden ermäßigte Karten für Kinder bis 15 Jahren angeboten. Tickets ab 25,50 Euro gibt es unter neues-theater.de im Internet. Die Theaterkasse und das Kartentelefon sind Dienstag bis Freitag jeweils zwischen 16 und 19 Uhr besetzt. MS