5. September 2022

Vielfältig verbunden

Eine Ausstellung von Werken der sensiblen Künstlerin Julia Belot

Julia Belot vor ihren Bildern Lucia Moholy, links und Rahel Straus, beide in Öl auf Leinwand. Foto: Krüger

Bericht mit Video: Noch bis zum 25. September ist die Ausstellung in der katholischen Kirche Sankt Michael zu sehen, die am vergangenen Samstag, 3. September, mit einer Vernissage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Laudatio hielt Lieselotte Bollin, Erwachsenenbildung St. Margareta.

In die Wege geleitet wurde die Ausstellung durch den Bildungsausschuss der Pfarrei Sankt Margareta, insbesondere von Armin Kopp und seiner Gattin Brigitte. Die Ausstellung ist geöffnet Montag, Mittwoch und Freitag von 10.00 bis 12.00 Uhr sowie am Dienstag, Donnerstag und Samstag von 15.00 bis 17.00 Uhr und nach besonderer Vereinbarung.

In ihrer Laudatio ging Lieselotte Bollin auf den Werdegang und das persönliche Schicksal von Julia Belot ein. Die Künstlerin habe nach einem intensiven Studium der Biologie an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg den Entschluss gefasst, an der dortigen Kunst-Akademie ein weiteres Studium zu absolvieren, um sich künftig ganz der Malerei zu widmen. Der Emigration nach Deutschland Ende der neunziger Jahre folgten ein Studium in Kommunikationsdesign in Wiesbaden und schon bald Stipendien und Preise für ihre künstlerische Arbeit. Ihre Bilder werden seit Jahren in vielen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt.

Was die Arbeit und das künstlerische Schaffen von Julia Belot ausmacht? Pfarrerin Barbara Friedrich hat anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung in Neu-Isenburg-Gravenbruch folgendes gesagt:

„Verbunden auf vielfältige Weise sind Menschen und Tiere auf diesen Bildern. Alles ist aufeinander bezogen. Manche Bilder sind entstanden aus einer Spurensuche. Julia Belot hat nach alten Schwarz-Weiß-Fotos farbige, große Portraits gemalt von jüdischen Menschen, die in ihrem normalen Alltag gezeigt werden. Vor Verfolgung, Flucht und Vernichtung. „Dir ins Gesicht geschrieben“ – so hat Julia Belot dieses Projekt genannt. Ihre Frage ist: Steht den Menschen ins Gesicht geschrieben, was ihnen in der Zukunft widerfahren wird, weil es in der Vergangenheit auch schon geschehen ist? Das Schulmädchen, der Dorfälteste, der lesende Junge. Die wunderschöne Käthe mit ihrem Hut.

Bilder bewahren und holen die Menschen nahe zu uns, die abwesend sind. Wieviel haben wir mit ihnen verloren! Die Dankbarkeit für die Schönheit der Schöpfung steht neben der Frage: Dir ins Gesicht geschrieben, das Leid, das kommt?

Zu seinem Bilde schuf uns Menschen der einzigartige Gott. Verbunden in aller Vielfalt. Sein Angesicht schaut segnend auf seine Schöpfung. Könnten wir doch sein Angesicht sehen im Angesicht aller Menschen und in seiner Schöpfung. Gott gebe, dass uns die Augen aufgehen für die Schönheit der Vielfalt und die Verbundenheit des Vielfältigen.“ Soweit das Zitat.

Armin Kopp interviewte Julia Belot. Rechts im Bild hört Lieselotte Bollin interessiert zu. Foto: Krüger

Armin Kopp interviewte neben dem Altar der Kirche die Künstlerin. So bekamen die Anwesenden in der Kirche auch einen Eindruck vom sensiblen Innenleben der Künstlerin und zum Malen ihrer einprägenden Bilder, die rundum an den Wänden des Kircheninneren zu sehen sind. Eine Ausstellung die sich anzuschauen lohnt – „der große Kirchenraum von Sankt Michael sei im September mehr als gewohnt als Ort intensiven Nachdenkens und Suchens nach Antworten zu erleben.“

Roman Kuperschmidt spielte zwischendurch die Klarinette. Foto: Krüger

Zum Rahmenprogramm:

Am Samstag 10.09., 19.00 Uhr, „Musik mit Herz und Seele“ – Klezmer-Konzert mit dem Roman-Kuperschmidt-Ensemble.
Am Freitag, 16.09., 18:00 Uhr, Lesung und Vortrag von Peter Neumaier. Der Autor liest aus seinem Buch „Wehe dem, der allein ist!“ Über den Großvater Ernst Seidenberger und sein Leben als Münchner Rechtsanwalt in der NS-Zeit.
Am Sonntag, 25.09.,18:00 Uhr, dann die Finissage.  mk

Video:

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