2. April 2020

Frischluft ist für Alle da

Ein Spaziergang im Sossenheimer Unterfeld

Sossenheimer genießen Spaziergänge und Joggen im Unterfeld – natürlich mit Abstand. Foto: Mingram

Vor dem Wochenende hat Frankfurts Umweltdezernentin Rosemarie Heilig die Bürger gebeten, bei ihrem Wochenendspaziergang nicht nur die ohnehin beliebten Ausflugsziele wie das Mainufer aufzusuchen, damit die Abstandsregelungen gewahrt werden können. Dabei wies sie unter anderem auf den Grüngürtel hin, zu dem auch das Sossenheimer Unterfeld zählt.

Mit den weitläufigen Feldwegen ist das Gebiet zwischen Alt Sossenheim und Nidda zurzeit ein idealer Ort, um fernab von eventuellen Menschenansammlungen Frischluft zu tanken und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Solange nicht die totale Ausgangssperre verhängt wird, machen kleine Ausflüge in die Natur die ungewohnte Stubenhockerei nebst Shopping-Stopp erträglicher. Dennoch hält sich der Zulauf in Grenzen.
Der Spielplatz am Ende der Sossenheimer Riedstraße ist mit einem Absperrband versehen und liegt verwaist da. So soll es in den Zeiten der Corona-Krise gehandhabt werden, denn auch Spielgeräte könnten bei lebhafter Nutzung mit dem Virus behaftet sein. Kinder sieht man gelegentlich auf Fahrrädern über die Feldwege sausen, flankiert von den Eltern der sportlichen Gattung. Apropos sportlich: Jogger und Matathon-Jünger sind glücklich, bislang dem totalen Ausgangsverbot entgangen zu sein, denn bei ihnen ist für Körper und Seele ihr Bewegungspensum wichtiger, als für manche ihrer Mitmenschen das Toilettenpapier.
Rund um die Albrecht-Dürer-Schule liest ein Mann per Greifzange Kaffeebecher und Zigarettenkippen auf. „Seit die Schule geschlossen ist, liegen deutlich weniger Kippen vor dem Tor“, freut sich der Sossenheimer, der in diesem Bereich vor der Corona-Krise ganze Einmachgläser mit dem Giftmüll füllte und entsorgte. „Diese zweifelhafte Dekoration haben wir sicher nicht den Schulkindern zu verdanken“, mutmaßt der 69-Jährige, der an diesem Nachmittag in der nahe gelegenen Kleingartenanlage auch noch einen 50-Liter-Müllbeutel mit Hinterlassenschaften ignoranter Zeitgenossen gefüllt hat. „So dienen meine Spaziergänge auch noch einem guten Zweck“, begründet er sein Engagement.
Natürlich gibt es draußen viel mehr zu entdecken als Müll und Unrat. Zahlreiche Gartengrundstücke werden auf Vordermann gebracht. Die neuen Hochbeete im Schulgarten der Albrecht-Dürer-Schule, umgeben von einem Meer aus Osterglocken, lassen auf reiche Ernte hoffen und eine Katze räkelt sich in der Sonne. Ansonsten sind die Straßen nahezu leer. Die Appelle der Politiker haben Gehör gefunden – jedenfalls in Sossenheim. mi

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