5. November 2019

Verpflichtung zum Glücklichsein

Autorin Barbara Bišický-Ehrlich las aus ihrem Buch

Die Autorin Barbara Bišický-Ehrlich wuchs als Kind jüdisch-tschechischer Eltern in Frankfurt auf. In der Sossenheimer Stadtteilbibliothek las sie aus ihrem Buch. Foto: Mingram

Ein hochsensibles Thema hatte die Lesung zum Thema zu der der Sossenheimer Bücherwurm am vergangenen Freitag eingeladen hatte. Entsprechend groß war das Besucherinteresse.

Die Vorsitzende des Fördervereins der Sossenheimer Stadtteilbibiliothek Marion Weber sorgte schnell für weitere Sitzgelegenheiten in der gemütlichen Runde des Lesesaals. Die jüdische Autorin Barbara Bišický-Ehrlich taucht in ihrem Buch „Sag dass es dir gut geht“ in die Geschichte ihrer Groß- und Urgroßeltern ein, die von ihrer eigenen – trotz jahrelangen Schweigens über die schrecklichen Erlebnisse zu Zeiten des NS-Regimes – nicht zu trennen ist.
Als Nachkomme der Holocaust-Opfer, vermittelte die Autorin ihren Lesern, fühle man nicht nur deren Last des Erlebten sondern auch die ständige Verpflichtung zum Glücklichsein. So wurde „Sag dass es dir gut geht“ zu einem geflügelten Satz ihrer Großmutter. Das Sprechen über die leidvollen Erfahrungen ihrer Verwandten mit Deportation und KZ-Inhaftierung, führten bei der 1974 geborenen Tochter tschechischer Emigranten zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Judenfeindlichkeit. Auch in der heutigen Zeit und im Leben ihrer eigenen Kinder ist die Thematik immer noch aktuell. Vor allem im deutschen Sprachgebrauch finden sich noch Wörter und Sätze, die, vor allem bei Betroffenen und für die Geschichte sensibilisierten Menschen, Wunden aufreißen und verletzen und die Nachgeborenen in die Nähe der Täter von damals rücken lassen.
In der anschließenden Diskussion machte sich eine große Betroffenheit breit über die Toleranz, mit der judenfeindlichen Aktionen und Worten im Alltag oft begegnet wird. Denn eine überzeugende Erklärung für diese menschenverachtenden Tendenzen konnte keiner der Anwesenden erkennen. mi

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