9. September 2021

„Konnte man machen – musste man aber nicht“

Leserbrief

Der neue Kreisverkehr an der ehemaligen Kreuzung Kurmainzer Straße/Sossenheimer Weg gefällt nicht jedem. Archivfoto: Krüger

Zum Artikel „Kreisverkehr ist fertig“ in der Ausgabe vom 26. August erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Franz-Peter Halbig. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@sossenheimer-wochenblatt.de.Es bleibt rätselhaft, warum man über solch eine meiner Meinung nach unnötige und Geld verschwendende Maßnahme, wie den neuen Sossenheimer-Kreisel, so schwärmerisch nostalgisch, ja sogar auch noch stolz, seitens der Verantwortlichen sein kann? – Immerhin haben sie ja nicht ihr eigenes Geld ausgegeben, sondern das der Bürger.
Man könnte den Kreisel auch liebevoll „Jaguar-Express“ nennen, erinnert er durch die Berg- und Talfahrt an ein Fahrgeschäft von der Kirmes aus meiner Jugendzeit. Man darf gespannt sein wann der erste LKW dort seine Ladung verliert oder ein Bus-Passagier des RMV durch die Schleuderwirkung verletzt wird.
In China ist man in der Lage ein nötiges Krankenhaus in nur drei Wochen zu bauen, in Deutschland ist man dagegen schon stolz einen unnötigen Kreisel in fast zwei Jahren gebaut zu haben, obwohl zweieinhalb Jahre veranschlagt waren. Acht Monate schneller und die Verantwortlichen jubilieren.
Bei den Baukosten komme dann auch ich ins jubilieren – 2,2 Millionen Euro halte ich, gelinde gesagt, für einen besseren Treppenwitz – unfassbar.
Wenn man bedenkt, dass Deutschland mehr als zwei Billionen Euro Schulden hat und diese Schulden um 8.740 Euro pro Sekunde wachsen, die von uns Bürgern und den nachfolgenden Generationen zu tilgen sind, dürfte man angesichts der Belastungen die durch den Klimawandel auf uns alle noch zukommen und den Corana-Wahnsinn schon teilweise entstanden sind und noch weiter entstehen, jedenfalls eine sinnvollere Einsetzung der Gelder der Bürger erwarten.
Man hatte eine mit Ampeln über Jahrzehnte gut funktionierende Kreuzung –man konnte es mit dem Kreisel machen, musste es aber nicht.

Franz-Peter Halbig,
Sossenheim

2 Gedanken zu „„Konnte man machen – musste man aber nicht“

  1. Seltsame Vergleiche. Die Anwohner, die ich dort kenne, sind allesamt erleichtert, das Hupkonzerte und Staus vor roten Ampeln dort ein Ende fanden. Und ob auf Dauer „Lichtzeichenanlagen“ so viel billiger sind, sei dahingestellt. Aber das wesentliche:
    Mich verwundert immer wieder, wie Bürger in Deutschland auf die Idee kommen, Bauvorhaben hier in einem Rechtsstaat mit Bauvorhaben in einer menschenverachtenden Diktatur als Vergleich heranziehen zu wollen. In China baut man Krankenhäuser? Mal abgesehen davon, das es bessere Turnhallen waren, die für die sofort-Versorgung von CoVID19 Patienten waren, bleibt festzuhalten:
    China kennt keine Wahlen. Chinesen kennen auch kaum Rechte. Chinesen kennen auch keinen Mindestlohn. Wohl aber Korruption, Willkür, Folter und volle Kontrolle aller Bürgerinnen und Bürger. Auch spielt Umweltschutz und Sicherheit keine Rolle. Solche Leute, die immer wieder ausgerechnet die Diktatur China ins Feld führen um zu vergleichen offenbaren nur, wie wenig sie von der Welt kennen und verstehen. Rechtsstaatlichkeit ist anstrengend. Und gute Löhne für gute Arbeit sind wohl immer nur dann wichtig, wenn’s der eigene ist. Klar: kann man so machen – muss man aber nicht….

  2. Ich habe mir extra das Informationsblatt aufgehoben, das anlässlich des Umbaus (Kreuzung Kurmainzer Str., Dunantring, Sossenheimer Weg) vom Amt für Straßenbau und Erschließung Anfang 2020 an alle betroffenen Haushalte verteilt wurde. Auch ich war etwas überrascht, respektable zweieinviertel Jahre vom März 2020 bis ins 2te Quartal 2022 sollte es dauern. Aber beim Bau eines Kreisels im fließenden Verkehr, inkl. teilweiser Umleitung 3er Buslinien und Erneuerung von Gas-, Strom-, Trinkwasser- und Telekommunikationsleitungen müssen halt immer wieder die Verkehrsführung und die Baustellensicherungen geändert werden.
    Da mich mein Arbeitsweg an der Kurmainzer Straße und dem Dunantring entlangführt war ich schon im Laufe des letzten Jahres überrascht vom Baufortschritt. Seit einigen Wochen ist der Kreisel nun fertig und …………. ich bin restlos begeistert.
    Gerade als Radfahrer vom Dunantring kommend habe ich die Kreuzung früher gehasst. Wenn abends nur noch wenige Autos unterwegs waren, dauerte es bisweilen Minuten, bis die verdammte Ampel endlich auf Grün sprang. Ich war dann froh um jedes Auto, dass mit dem Überfahren der Induktionsschleifen kurz vor der Ampel ein schnelleres Umschalten auf Grün bewirkte. Im Winter bei unter null Grad konnte einem da schon ein gewisses Verständnis für Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen aufkommen, die die Verkehrsregeln nicht allzu ernst nehmen.
    Jetzt komme ich von Höchst auf dem Radweg entlang der Kurmainzer Straße hochgefahren, ein kurzer Blick nach links und auf die Fußgängerüberwege .…. eventuell kurz anhalten oder sofort rein in den Kreisel, keine fünf Sekunden später rechter Arm raus und hoch in den Dunantring.
    Vom Dunantring kommend hat man einen guten Überblick auf den ganzen Kreisel (hoffentlich bleibt das so) und man ist, wenn es der Verkehr zulässt, in gefühlten zwei Sekunden über den Kreisel auf dem Radweg entlang der Kurmainzer Straße.
    Diese Rechts-Links-Rechts-Kombinationen machen, wenn es der Verkehr zulässt, als Radfahrer (natürlich mit Helm) einfach nur Spaß.
    Als RMV-Passagier und Autofahrer habe ich den neuen Kreisel auch schon testen dürfen und auch hier habe ich keinen Grund zur Klage.
    Dieser am Berg gebaute Kreisel ist gelungen und wird seine Investition wert sein.
    Wenn sich jetzt noch die Städte Frankfurt und Eschborn mit Hessen-Mobil über den Umbau des Fuß- und Radweges entlang der Siegener Straße unter der A66 hindurch einigen könnten, wäre das wahrscheinlich schon fast zu viel des Guten für 2021. 😉

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