Selten hat ein Kommentar an dieser Stelle für so viel Wirbel gesorgt wie „Perlen vor die Säue“ in der jüngsten Ausgabe: Ein altgrüner Kämpfer hat seine Anzeigen gekündigt, der Ortsausschuss von St. Michael hat sich mit dem Kommentar befasst und nicht wenige empörte Leser rückten das Sossenheimer Wochenblatt in die Nähe von AfD und Nazis.
Trotzdem stehe ich dazu, Menschen als „Säue“ zu bezeichnen, die ihren Müll einfach auf der Straße entsorgen und trotzdem fände ich es gut, wenn einige dieser Paarhufer aus Sossenheim wegziehen – und sei es wegen zu hoher Mieten.
Diskriminierend ist das allenfalls gegenüber Frauen, weil „Säue“ ja weiblich sind. Ansonsten sind mit „Säuen“ die gemeint, die sich tatsächlich benehmen wie die Wutze am Trog und jeden Gemeinsinn vermissen lassen. Jeder in Sossenheim kennt da Beispiele. Mit der Herkunft, der Religion oder gar der Hautfarbe hat das aber rein gar nichts zu tun. Es gibt schwarz, weiße und braune „Säue“, muslimische und christliche, deutsche und ausländische.
Und genau an dieser Erkenntnis verläuft die Grenze zwischen kritischen Bürgern und Rassisten, zwischen einem spitzen Kommentar und einer dumpfen Stammtischparole. Populisten sind nicht bereit auch in die für sie unangenehmen Richtungen zu denken. Sie scheren lieber alle unreflektiert über einen Kamm, bis alles in ihr vereinfachtes Weltbild passt. Leider gilt das nicht nur für die AfD und die echten Neonazis, sondern auch für viele, die diese kritisieren.
6. September 2019
Zitat: „Populisten sind nicht bereit auch in die für sie unangenehmen Richtungen zu denken. Sie scheren lieber alle unreflektiert über einen Kamm, bis alles in ihr vereinfachtes Weltbild passt. Leider gilt das nicht nur für die AfD und die echten Neonazis, sondern auch für viele, die diese kritisieren.“ Zitat Ende.
Leider wahre Worte…
Wir haben uns allesamt anstecken lassen, vom AfD-getue und reagieren – ob ungewollt oder nicht – heute vielfach unreflektiert und in der gleichen „sofort hau-drauf“- Manier, ohne Sinn und Inhalt einfach mal in Ruhe zu begegnen oder darüber zu diskutieren. Es ist in den letzten Jahren vieles verrutscht in dieser Republik. Und nein, das hat nichts mit „Ausländern“ zu tun, sondern mit uns selbst. Der „Populismus“ ist heute schon fast überall verinnerlicht. Und diejenigen, die gegen ihn sind, sind es oftmals selbst – ungewollt. Vielleicht ein übler, neuer „Style“ dank „like“ oder „dislike“-Buttons auf Facebook und Co. Alles einfach, alles schnell, alles schwarz oder weiß.
Das Problem besteht darin. daß der ganze Unrat oft aus purer Gedankenlosigkeit in die Gegend geworfen wird und sich niemand um die Entsorgung kümmert, weil die Kommune an Arbeitskräften aus Geldmangel sparen muß. Das Geld wird dann ja woanders in Europa verbraten
Wolfgang Schwarz, Sossenheim